Leserbrief zu Gauck

Seit kurzem tönt die Heilsbotschaft durch die Republik, dass Joachim Gauck neuer Bundespräsident werden wird. Getreu ihrem Motto „Unsere Demokratie ist ja so demokratisch, dass sie keine Alternativen braucht“ , hat sich der neoliberale Einheitsblock im Bundestag bereits auf seinen neuen Messias verständigt. Schon allein die Festlegung auf Gauck binnen weniger Stunden, ohne auch nur ernsthaft über mögliche Alternativkandidaten nachzudenken, lässt Zweifel am Verstand der selbsternannten politischen Eliten aufkommen. Die Bundesversammlung wird somit zu einem witzlosen Abnickgremium von nächtlichen Hinterzimmerbeschlüssen – unsere tolle Demokratie sucht man hierbei vergeblich, ebenso wie den Einfluss des Volkes auf die Präsidentenwahl an sich. Es ist nun wirklich nicht der Fall, dass es keine Alternativkandidaten zu Gauck gäbe, es gibt sie durchaus. Ob sie politisch gewollt sind, ist eine andere Frage. Dass Herr Gauck beispielsweise Hartz IV, den völkerrechtswidrigen Krieg in Afghanistan, den Rechtspopulisten Sarrazin und ähnliches befürwortet, blendet man lieber aus. Ebenso, dass er bei seiner gepatzten Kandidatur 2010 im dritten Wahlgang die Stimmen der NPD erhielt. Sein Freiheitsbegriff zeugt zudem von einer eher minderen Stufe des gesellschaftlichen Weitblicks. Wer soziale Gerechtigkeit und menschliches Miteinander derart verteufelt und in einen nicht existierenden Widerspruch zu Freiheit und Demokratie stellt, sollte sich wohl den Begriff „Demokratie“ nochmals genauer ansehen. Denn die Herrschaft des Volkes, also nicht seiner Vertreter ist nur dann konsequent verwirklicht, wenn jeder die entsprechenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dazu hat, sich in Frieden, sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit frei entfalten zu können, das ist ein wirklicher Freiheitsbegriff. Und, Herr Gauck, warum hatten Sie denn in der bösen DDR ein kostenloses Theologiestudium und eine sichere Arbeitsstelle als Pfarrer? Die DDR, bei all ihren Fehlern, war sicher nicht ein einziges großes Stasigefängnis, wie der „Bürgerrechtler“ es gerne darzustellen pflegt. Über 20 Jahre nach dem Ende der DDR sollte selbst ein Herr Gauck in der Lage sein, diesen Staat etwas objektiver und mit etwas weniger Antikommunismus zu betrachten – und im Sozialismus war bei weitem nicht alles schlecht, besonders wenn wir die Zustände von damals mit unserer heutigen Lage in der BRD vergleichen. Schüler wären heute froh, sie hätten ein sozial gerechtes und kostenloses Bildungssystem, Arbeiter müssen heute um Arbeitsplatz und Lohn Tag für Tag bangen und dem Großteil der Bevölkerung sind die imperialistischen Kriege, die Deutschland heute in aller Welt führt, ein Dorn im Auge. Herr Gauck, Sie mögen der Bundespräsident der Kriegstreiber, der Großkapitalisten und der Rechtspopulisten werden, es gibt viele Menschen, die sich nicht vergauckeln lassen!

 

 

 

 

 

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